Berufsunfähigkeit – Das unterschätzte Risiko Teil 1

Berufsunfähigkeit – Das unterschätzte Risiko Teil 1

Ob Krankenheit, Sturz, Rückenleiden oder psychische Probleme. Für viele Erwerbstätige in Deutschland heißt es einmal im Erwerbsleben: Rien ne va plus. Nach Auskunft des Bundes der Versicherten muss jeder vierte Arbeitnehmer damit rechnen, berufsunfähig zu werden. Trotzdem haben viele Arbeitnehmer keine Berufsunfähigkeitsversicherung . Bei vielen, weil sie glauben, diese sei zu teuer oder dass sie überhaupt keine bekommen würden.

Wer berufsunfähig wird, steht schnell vor dem finanziellen Aus. Die Folgen sind oft katastrophal. Wenn der Hauptverdiener ausfällt, herrscht schnell Ebbe in der Familienkasse. Viele haben Probleme, über die Runden zu kommen. Und auch im Alter wird es schwierig, da keine Beiträge in die Vorsorge fließen.

Dennoch sind auf den Fall, dass man zu krank ist, um weiterarbeiten zu können, nur die wenigsten vorbereitet. Verbraucherschützer empfehlen deshalb, sich mit einer entsprechenden Versicherung vor der Berufsunfähigkeit zu schützen. Das Problem dabei: Nicht jeder, der eine solche Police braucht, bekommt auch eine.

WER PROBLEME BEKOMMT

„Gerade für Menschen in Berufen, die als risikoreich gelten, für ältere oder solche mit gesundheitlichen Problemen ist es kaum möglich, mit wenigen Anläufen einen bezahlbaren Vertrag zu bekommen“, heißt es in einer neuen Studie der Stiftung Warentest. Die Verbraucherschützer haben das große, für Laien nur schwer zu durchschauende Angebot an Berufsunfähigkeitsversicherungen von etwa 500 verschiedenen Tarifen untersucht. Rheumakranke oder Diabetiker werden von vielen Versicherern ebenso abgewiesen wie Balletttänzerinnen oder Fahrer von Werttransporten. Ihnen bleiben häufig als Alternativen zur Berufsunfähigkeitspolice nur private Unfallversicherungen, oder die Dread-Disease-Versicherungen für besonders schwere Krankheiten bzw. eine Invaliditätsversicherung als Alternative. Diese sind aber selten billiger und zahlen überdies auch nicht immer eine monatliche Rente, sondern teilweise nur einmal eine vorher festgelegte Summe. Wer solche Hürden nicht überwinden muss und problemlos eine private Berufsunfähigkeitsversicherung bekommt, sollte dennoch genau hinsehen und genau rechnen.Wichtig ist dabei was man für das weitere Leben benötigt.

GROSSE PREISUNTERSCHIEDE

Wie groß die Unterschiede von Beruf zu Beruf sind, zeigt ein Beispiel der Verbraucherschützer: Eine 25-jährige Arzthelferin erhält für einen jährlichen Beitrag von 432 Euro eine Monatsrente von 1000 Euro, falls sie berufsunfähig wird. Ein gleichaltriger Industriemechaniker dagegen muss für dieselben 1000 Euro Rente bereits 802 Euro im Jahr bezahlen.

JE JÜNGER, DESTO BESSER

Grundsätzlich gilt dabei: je jünger, desto günstiger. Und je stressiger, risikoreicher und anstrengender der Beruf, desto höher auch der Beitrag. Kunden, die knapp kalkulieren müssen, können sich jedoch Zeit erkaufen. Sie können in den ersten Berufsjahren eine niedrigere Rente vereinbaren und ihre Police (ohne neue Gesundheitsprüfung!) aufstocken, wenn sie später besser verdienen. Teilweise schwanken auch die Tarife der einzelnen Versicherungen enorm: Bei einer ähnlichen Untersuchung erhielt die Zeitschrift Ökotest für eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, die 29 Jahre alt ist und sich mit 1000 Euro im Monat absichern will, Angebote zwischen 56 und 170 Euro pro Monat.

60 PROZENT SIND OHNE

Wie schlecht viele Beschäftigte abgesichert sind, zeigen Berechnungen des Analysehauses Morgen & Morgen aus dem vergangenen Jahr: Danach besitzen nur knapp 40 Prozent der Erwerbstätigen überhaupt eine Absicherung. Vor allem viele Jüngere unterschätzen das Risiko, berufsunfähig zu werden: Beschäftigte unter 31 Jahren halten nur etwa ein Viertel der gut 17 Millionen Policen in Deutschland. Inzwischen aber sind besonders die psychischen Erkrankungen auf dem Vormarsch – und dieses Risiko trifft, anders als Herzkrankheiten, Krebs oder schwere Bandscheibenvorfälle mehrheitlich nicht nur Ältere, sondern alle Altersgruppen. Mittlerweile ist jeder dritte Berufsunfähige psychisch erkrankt. Entsprechend schwer haben es Interessenten, die bereits psychisch erkrankt sind oder waren, eine Versicherung für sich zu finden.

VERSCHWEIGEN BRINGT NICHTS

Dazu dürfen Versicherte bei Vertragsbeginn auf keinen Fall schummeln. „Verschweigen Kunden Krankheiten aus Angst, abgelehnt zu werden, können sie später ihren Schutz verlieren“, warnt die Stiftung Warentest. Bei jedem Antrag prüften die Versicherer genau, ob die sogenannten Anzeigepflichten verletzt worden sind. Stichproben der Versicherung Swiss Life hätten ergeben, dass in rund 60 Prozent der Anfragen Gesundheitsfragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet wurden.

POSITIVE BILANZ

Fragen zu Krankenhausaufenthalten sollten sich allerdings nur auf die letzten zehn Jahre beziehen, sonstige Erkrankungen, Arztbesuche und Unfälle nur auf die letzten fünf Jahre, empfehlen die Tester. Insgesamt fällt ihre Bilanz jedoch positiv aus: Mehr als die Hälfte der getesteten 70 Angebote erhielt am Ende das Qualitätsurteil „sehr gut.“

Was es zu beachten gilt und wie Lösungen aussehen lesen Sie in Teil 2